Die einen stehen auf hämmernde Bässe und wimmernde Gitarren, die anderen finden ihr Heavy Metal bei der amerikanischen Geländewagenmarke Jeep. Fast 2,4 Tonnen wiegt aktuell das urigste Modell, der Wrangler.
Es ist jenes Produkt, das noch am authentischsten an das Militärfahrzeug „Willys“ von 1942 erinnert. Sogar die nach vorn abklappbare Frontscheibe gibt es noch. Neu ist, dass der Wrangler jetzt unauffällig elektrifiziert wurde.
Als hätte es in der Automobilproduktion die Themen Leichtbau oder Aerodynamik nie gegeben, steht er mit seinem kantigen Ego selbstbewusst im Wind wie die sprichwörtliche Schrankwand. Horizontale und vertikale Bleche, außenliegende Schrauben, herausnehmbare Dachteile – alles, so wie immer.
Dass dieser Trumm laut Normangabe mit 3,5 Litern Sprit auf 100 Kilometern auskommen soll, mag man kaum glauben – und tut er in der Praxis auch nicht.
Der Dieselantrieb hat im Wrangler ausgedient. Mit dem Kürzel „4xe“ versehen, gibt sich der Wrangler als Plug-in-Hybrid zu erkennen. Das System besteht aus einem Vierzylinder-Turbobenziner, der 272 PS leistet, sowie einem Elektromotor, der 107 kW (145 PS) beisteuert.
In der Summe wird daraus eine Gesamtleistung von 380 PS. Noch beeindruckender als dieser Wert ist das kombinierte Drehmoment: 637 Newtonmeter. Da überrascht es nicht, dass der Koloss in 6,4 Sekunden auf Landstraßentempo sprintet. Ein Sportler wird aus dem rustikalen Naturburschen dennoch nicht.
Das Höchsttempo beträgt 177 km/h.Nun ist es aber auch wirklich kein Vergnügen, mit einem Wrangler dauerhaft mehr als 150 km/h zu fahren. Schon bei 120 km/h konnten im Innenraum 65 dB gemessen werden, wobei es hauptsächlich die der kubischen Formen geschuldeten Windgeräusche sind, die eine Unterhaltung beschwerlich machen.
Oberhalb dieser Geschwindigkeit steigt der Lärmpegel exponentiell an. Natürlich kann so ein Grobmotoriker auch den Leisetreter geben, und zwar dann, wenn die 17,3 kWh speichernde Lithiumionen-Batterie gut gefüllt und der Wagen im EV-Modus unterwegs ist.
Erstaunte Blicke erntet, wer in der verkehrsberuhigten Zone fast lautlos angerollt kommt. Die grobschlächtige Optik und die zurückhaltende Akustik können viele Beobachter dann nicht zur Deckung bringen. Zweckmäßig robust ist die Möblierung, unempfindliche Oberflächen, gerade Linien, konventionelle Tasten und Drehregler sowie der zweite Getriebehebel fallen ins Auge.
Er gehört zum Wrangler wie die „Easter-Eggs“ genannten Willys-Silhouetten, die man an verschiedenen Stellen des Autos entdecken kann. Die Sicht im Rückspiegel wird vom außen montierten Reserverad eingeschränkt, jedoch ist die Rückfahrkamera serienmäßig.
Der Bewegungsspielraum für die Passagiere ist vorn und hinten gleich breit (1,42 Meter), bei umgelegten Rücksitzlehnen verhindert ein etwa 20 Zentimeter hoher Absatz eine ebene Ladefläche. Zwischen 548 und 1059 Liter Volumen sind nutzbar. Den Offroader zum Teilzeit-Cabrio machen zu können, ist eine feine Sache, aber es bedarf einiges Geschicks, die Dachteile zu entriegeln und in den Gepäckraum (Ladekante 75 cm) zu bugsieren.
Für den hinteren Teil des „Freedom“-Hardtops ist spezielles Werkzeug an Bord. Der größte Feind des Freiluftvergnügens ist der plötzliche Gewitterschauer, denn es vergehen schon einige Minuten, bis die Kabine wieder wasserdicht ist. Jeep hat an solch ein Malheur gedacht und mit Gummistopfen verschlossene Ablauföffnungen im Fußraum vorgesehen.
Die maximale elektrische Reichweite soll laut Hersteller 53 Kilometer betragen. Der Bordrechner des Testwagens zeigte bei 100 Prozent Ladung 46 Kilometer an, nach 44 Kilometern Landstraßenfahrt arbeitete der Benziner dann permanent. Im Stadtverkehr, wenn Schub- und Bremsenergie kontinuierlich in Strom umgewandelt werden, sind 50 Kilometer durchaus realistisch.
Die E-Save-Taste sorgt dafür, dass der Stromvorrat für spätere Verwendung gespart und nicht im Hybridbetrieb verpulvert wird. An der Ladesäule wird mit 7,4 kW nachgetankt, was zweieinhalb Stunden dauern kann. Dass beim reinen Stromern mit einem Verbrauch von mehr als 22 Kilowattstunden gerechnet werden muss, liegt nicht zuletzt am hohen Gewicht, das etwa 400 Kilo über dem des vormaligen Benziners liegt.
Wer hauptsächlich längere Strecken zu überwinden hat und deshalb kaum vom abgasfreien Betrieb profitieren kann, sollte sich auf einen Spritverbrauch von neun bis zehn Litern einstellen. Was die Fähigkeiten jenseits der Straße angeht, genügt ein Satz: Der E-Antrieb beeinträchtigt sie nicht in geringsten.
Der Wrangler ist der kompromisslose Offroader geblieben, hat aber nun nicht nur Fans unter Hardcore-Geländegängern. Auch das Lifestyle-Publikum dürfte wegen des Plug-in-Antriebs wachsendes Interesse entwickeln. Beiden ist ein gut gefülltes Konto zu wünschen, denn der Wrangler 4xe Sahara kostet 80.000 Euro.
Im Preis inbegriffen sind unter anderem LED-Scheinwerfer, 3-D-Navigation, Lederpolster und Sitzheizung, Einparkhilfen, Verkehrszeichenerkennung, Differenzialsperre, Fernlichtassistent und ein Soundsystem mit neun Lautsprechern. (we/cen/afb)(Fotos: aum/busse)
Jeep Wrangler 4xe Sahara
Länge x Breite x Höhe (m): 4,88 x 1,84 x 1,83
- Radstand (m): 3,00
- Antrieb: R4-Benziner, 1995 ccm, Turbo, E-Motor, AWD-Systemleistung 280 kW / 380 PS
- Batterie: Hochvolt-Lithiumionenbatterie, 17,3 kWh
- Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 6,4 Sek.
- Elektr. Reichweite: bis 53 km
- WLTP-Durchschnittsverbrauch: 3,5 Liter
- CO2-Emissionen: 79 g/km
- Testverbrauch: 9,1 Liter
- Leergewicht / Zuladung: min. 2348 kg / max. 464 kg
- Kofferraumvolumen: 548–1059 Liter
- Max. Anhängelast: 1578 kg
- Basispreis: 80.000 Euro