Ssangyong Musso Probefahrt

Ssangyong Musso Probefahrt

Der kleinste koreanische Autohersteller Ssangyong, hat die für mich früher hässlichsten Autos hergestellt. Keine Ahnung, wer dafür in der Vergangenheit verantwortlich war. Spätestens seit dem neuen „Rexton“ scheint die Designabteilung von Ssangyong aber ausgetauscht worden zu sein.

Egal. Hier geht es um die Ssangyong Musso Probefahrt. Pickup sind derzeit ebenso im Aufwind wie seit geraumer Zeit und immer noch ungebremst die SUVs. Es war also höchste Zeit auch für uns, für eine Ssangyong Musso Probefahrt.

Dass der Ssangyong Musso so gefällig ausschaut, kann nicht wirklich überraschen, denn seit der Muterkonzern Mahindra 2015 die italienische Designschmiede Pininfarina mehrheitlich in die Firmenfamilie holte, können die Koreaner endlich mehr als nur „hässlich“.

Ssangyong Musso Probefahrt

Mit dem ersten Träger des Namens Musso – einem von 1993 bis 2005 gebauten SUV – hat der neue Pick-up nichts gemein außer der Modellbezeichnung.

Der Pritschenwagen mit Doppelkabine wird in Deutschland mit einem 2,2 Liter großen Vierzylinder-Diesel bestückt, der wahlweise mit einer Sechs-Gang-Handschaltung oder einem sechsstufigen Automatik-Getriebe kombiniert ist.

Die Basisversion verfügt über Hinterrad-, zwei höherwertig ausgestattete Varianten über zuschaltbaren Allradantrieb.

 

Der knorrige Motor leistet 181 PS (133 kW) und liegt damit auf dem Level vergleichbarer japanischer Erzeugnisse oder der europäisch verkleideten Derivate Renault Alaskan (abstammend von Nissan Navara) und Fiat Fullback (vom Mitsubishi L200).

Ssangyong Musso Probefahrt

Maximale 400 Newtonmeter Drehmoment reichen nicht ganz für einen Spitzenplatz, erwiesen sich jedoch für den auf 2080 Kilogramm Leergewicht gemessenen Testwagen (1/2 Tankfüllung) als auskömmlich.

Während die zu bewegende Masse diesmal nicht über den Herstellerdaten lag, gab sich der Pickup bei der Ssangyong Musso Probefahrt auf der Autobahn etwas zu reserviert.

Ssangyong Musso Probefahrt

Anstelle der werksseitig versprochenen 195 km/h (auf der Tachoskala tatsächlich angezeigt) mochte er laut parallel laufender GPS-Messung mehr als 172 km/h nicht hergeben.

Das ist nicht weiter dramatisch, denn wer rasen will, soll gefälligst auf einen Sportwagen sparen. Was eher Fragen aufwirft, ist die zum Teil seltsam anmutende Bestückung mit Sonderausstattungen für den Komfort.

Ssangyong Musso Probefahrt

 

In der Sapphire-Version hat der Musso viele Annehmlichkeiten an Bord, die Hersteller anderer Pick-ups entweder gar nicht oder nur gegen saftige Aufpreise anbieten. Eine Heiz- und Belüftungsfunktion der (Kunstleder-)Sitze zum Beispiel oder eine Lenkradheizung.

Eine elektrische Sitzverstellung ist dagegen nicht erhältlich. Eine Navigationssystem mit 9,2-Zoll-Touchscreen ist (bei Sapphire) inklusive, eine Start-Stopp-Automatik gibt es dagegen nicht.

Ssangyong Musso Probefahrt Innenraum

Die Grafik des Navis ist gut ablesbar, die Eingabe intuitiv, nur die Maßstabsfixierung ist kompliziert, andernfalls fällt das Geländeabbild immer wieder in eine vorgewählte Größe zurück, was auf die Dauer nerven kann.

Und auch ein kleiner Störfaktor: Der Monitor ist so eingebaut, dass sich das dort gezeigte Bild während der Nachtfahrt auch auf den Innenspiegel überträgt – reflektiert von der senkrecht stehenden Heckscheibe hinter den Kopfstützen der Rückbank.

An Platz fehlt es ebenso wenig wie an nützlichen Extras. Serienmäßig verfügt schon die Basisversion über Bergan- und –abfahrhilfe, Isofix-Kindersitzbefestigungen, elektrisch verstell- und anklappbare Außenspiegel, DAB-Radio, elektrische Fensterheber, Licht- und Regensensor sowie Nebelscheinwerfer und Zentralverriegelung.

Ssangyong Musso Probefahrt Innenraum

Dazu kommen in der Sapphire-Version Rückfahrkamera, Einparkhilfe vorn und hinten, Leichtmetallfelgen, Klimaautomatik, Tempomat sowie das bereits erwähnte Navigationssystem mit Touchscreen.

Der Allradantrieb des Ssangyong Musso ist mit einer Getriebeuntersetzung ausgestattet und lediglich das Sperrdifferenzial kostet 400 Euro extra

Für 2000 Euro kann man ein Safety-Paket hinzu kaufen, das außer Totwinkelassistent, Querverkehrswarner und 360-Grad-Kamerasystem auch noch 20-Zoll-Leichtmetallfelgen beinhaltet.

Eine Gesamtlänge von 5,10 Metern macht den Musso etwas kürzer als die Konkurrenz, die in der Regel zwischen 5,20 und 5,30 Meter messen. Das geht allerdings nicht zu Lasten der Kabinenmaße, sondern der Ladefläche.

Die mit robustem Kunststoffbelag ausgekleidete Wanne unseres Ssangyong Musso Probefahrt Pickup ist innen lediglich 1,31 Meter lang und maximal 1,51 Meter breit. So viel Schulterbreite können auch die Insassen auf den Vordersitzen genießen.

In die beliebte Kategorie „Eintonner“ ist der Musso nicht einzusortieren, seine Zuladung ist auf etwas mehr als 700 Kilogramm begrenzt. Ebenso nicht ganz ausgereizt erscheint die maximale Anhängelast, die auf 3000 Kilogramm limitiert ist. Die Ladekante der geöffneten Heckklappe ist mit 77 Zentimetern erfreulich niedrig.

Komfortables Abrollen und Einfedern kann man dem Pick-up dann bescheinigen, wenn er beladen ist.

Ein Manko vieler Pickups dieser Preisklasse: unbeladen wird die Fahrt auf schlechten Fahrbahnen oder Kopfsteinpflaster recht „holprig“. Mit Luxus hat das dann nichts mehr zu tun. Aber der Musso ist ja auch kein Luxuslaster, sondern ein Arbeitstier.

Geschmeidiger fühlt sich das Fahrwerk an, wenn ein robustes Zusatzgewicht auf die Hinterachse wirkt. Der unten etwas wulstiger ausgearbeitete Lenkradkranz ist griffig und die geschwindigkeitsabhängig arbeitende Lenkübersetzung bietet ausreichend Genauigkeit für präzises Manövrieren.

Ssangyong Musso Probefahrt

Beim Rangieren auf engem Raum im 4×4-Modus waren Verspannungen im Antriebsstrang nicht feststellbar.

Im kombinierten Verbrauch auf 8,6 Liter Diesel je 100 km zu kommen, wie es der Hersteller angibt, bereitet Schwierigkeiten.

Bei den Testfahrten, die einen ausgewogenen Mix aus Kurzstrecke und Überlandrouten ausmachten, blieb der Mehrverbrauch jedoch mit rund einem Liter erträglich. Deutlich über zehn Liter sollte veranschlagen, wer häufig mit Zusatzgewicht oder Anhänger unterwegs ist.

Fazit der Ssangyong Musso Probefahrt: Durch den Einstiegspreis von unter 24 000 Euro betätigt sich der Musso auf dem deutschen Markt als Preisbrecher-Pick-up.

Doch niemand sollte verkennen, dass für diese Summe weder Allradantrieb, noch Automatik oder Komfortausstattung zu haben sind, „nur“ ein Vielzweckmobil ohne grobe Schwächen.

Mit Prestigegewinn kann die koreanische Marke ihre Kunden nicht locken, jedoch bietet der Musso Pickup ein faires Preis-Leistungsverhältnis und für diesen Preis ein immerhin respektables Komfortniveau. (we/ampnet/afb)(Fotos: Auto-Medienportal.Net/Axel Busse)

Daten Test Ssangyong Musso e-XDI 220

Länge x Breite x Höhe (m): 5,10 x 1,95 x 1,84
Radstand (m): 3,10
Motor: R4-Turbo-Diesel, 2157 ccm,
Leistung: 133 kW / 181 PS bei 4000 U/min
Max. Drehmoment: 400 Nm bei 1400–2800 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
ECE-Durchschnittsverbrauch: 8,6 Liter
Testverbrauch: 9,5 Liter
Effizienzklasse: C
CO2-Emissionen: 180 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: 2080 kg / 715 kg
Max. Anhängelast: 3000 kg
Wendekreis: 11,8 m
Basispreis: 23 990 Euro
Testwagenpreis: 40 990 Euro

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