Dass es sich beim Modell Levante nicht um einen umgelabelten Grand Cherokee handelt, ist offensichtlich, jedoch hat die Übernahme Chryslers durch die Fiat-Gruppe den Italienern ohne Zweifel Zugriff auf die Allradtechnologie der Amerikaner verschafft. Genauso ließe sich aber behaupten, der Levante sei mit dem BMW X5 verwandt, denn auch der bezieht seine 4×4-Technik vom Zulieferer Magna Powertrain.
Warum nicht noch Parallelen mit dem Porsche Cayenne entdecken, dessen Heckteil durchaus die Levante-Designer inspiriert haben könnte? Sehr kleidsam sind zweifellos die rahmenlosen Seitenscheiben, die an die sportliche Verwandtschaft aus dem eigenen Hause erinnern.
Bis auf weiteres sind – nicht ohne Parallelen zu den Modellen aus Zuffenhausen – zwei Varianten im Angebot. Der Selbstzünder bürgt für 202 kW / 275 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment, das Spitzenmodell Levante S profiliert sich mit 316 kW / 430 PS. Diese Leistungsskala sollte Gewähr dafür bieten, dass das Italo-SUV, dessen Name von einem warmen Windstrom stammt, der gewöhnlich in der Straße von Gibraltar seine größte Stärke erreicht, kein laues Lüftchen bleibt. Dank seines hohen Drehmoments fällt der Diesel in Sachen Temperament gegenüber dem Benziner kaum spürbar zurück.
Beiden Autos gemein ist ein herzhafter, sportlicher und markenkonformer Sound, der dem Fahrerlebnis die passende akustische Würze gibt. Erwartungsgemäß wirft sich der Ottomotor, der rund 2500 Umdrehungen mehr braucht als der Diesel, um seine volle Durchzugskraft zu erreichen, noch ein bisschen mehr ins Zeug. Je nach Leistungsabruf, Zug- oder Schubstatus faucht, schnalzt, prustet oder schnaubt das Aggregat durch seine Klappen-Auspuffanlage und fordert Aufmerksamkeit vom Straßenrand. Wem das zu prollig ist, wird das Potenzial des Sechszylinders wohl kaum ausnutzen, der die Fuhre bis auf maximal 264 km/h beschleunigen soll. Saftige Zwischengasstöße beim Herunterschalten inklusive sorgt die Steuerungselektronik zuverlässig für jene Portion Emotionalität, die viele weichgespülte SUV vermissen lassen.
Während die Marke Jeep ihrer militärischen Herkunft wegen eher noch mit olivgrünem Feldanzug assoziiert wird, kann der Levante im Innenraum mit Maß-Couture italienischer Provenienz beeindrucken. Alles ist sehr elegant geformt und harmonisch abgestimmt, mit Leder bezogen und mit Kontrastnähten verziert, so dass es nicht schwer fällt, sich schnell wohl zu fühlen. Die wohnliche Atmosphäre wird auch nicht von den Fensterheber-Tasten oder anderen Kleinigkeiten beeinträchtigt, die erkennbar vom gleichen Lieferanten stammen, wie Jeep ihn nutzt. Doch als hätte man sicher gehen wollen, dass nicht zu viel Lob über das Interieur ausgeschüttet wird, deckt die Getränkehalter in der Mittelkonsole nur eine dürftige Klappe ab, die weder die in dieser Preisklasse übliche Dämpfung hat, noch mit einem annehmbaren Geräusch öffnet und schließt. Ein Fauxpas, der zügig korrigiert werden sollte, denn Kunden betrachten ihre Autos häufiger von drinnen als von außen.
Handling und Fahrkomfort hingegen halten das Niveau, das die Limousinen Modelle Ghibli und Quattroporte begründeten. Viele von dort übernommene Fahrwerkskomponenten sorgen dafür, dass der heckbetonte Allradantrieb die erforderliche Dynamik auf die Karosserie überträgt. Serienmäßige Luftfederung gewährleistet standesgemäße Beförderung für die Fondpassagiere. Muss einmal ein Pferdeanhänger von der Koppel gezogen werden, ist die Bodenfreiheit um 65 Millimeter zu vergrößern, und es können bis zu 2700 Kilogramm an den Haken genommen werden. Nur für den Levante S gibt es Bremsen von Brembo, deren Name allein für die Güte steht und die bissig den anrollenden Zweitonner verzögern.
Der Levante S hat für einen Startpreis von 88 000 Euro zwar mehr Pferdestärken (und Verbrauch – 10,9 Liter kombiniert), ein selbstsperrendes Hinterachsdifferenzial und 19-Zoll-Leichtmetallfelgen. Eine erweiterte Lederausstattung ist ebenfalls auf der Habenseite zu verbuchen. Nützliches wie Rückfahrkamera oder Toterwinkel-Assistent sind extra zu bestellen. (ampnet/afb) (Fotos: Maserati)
Daten Maserati Levante S
Länge x Breite x Höhe (in m): 5,00 x 1,97 x 1,68
Radstand (m): 3,04
Motor: V6-Turbo-Ottomotor, 2979 ccm, Direkteinspritzung
Leistung: 316 kW / 430 PS bei 5750 U/min
Max. Drehmoment: 580 Nm von 4500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 264 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,2 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 10,9 Liter
CO2-Emissionen: 253 g/km (Euro 6)
Tankinhalt: 80 Liter
Leergewicht / Zuladung: 2109 kg / k.A.
Kofferraumvolumen: 580–1600 Liter
Reifen (v/h): 265/50 R 19 / 295/45 R 19
Basispreis: 88 000 Euro
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