Kategorien: Allrad Autos

Jeep Compass – Generation 3

Für die Generation unserer Großeltern war alles ein Jeep, was irgendwie nach Geländewagen aussah – egal, ob Land Rover, Toyota oder Mitsubishi draufstand. Generonym nennt man es, wenn ein Produkt zum Gattungsbegriff wird – wie das Tempotaschentuch oder der Tesafilm. Der jüngste Enkel des Urvaters aller Geländewagen heißt Jeep Compass und ist eigentlich ein SUV, also jene Autoform, die zwar nach Abenteuer aussieht, die man aber besser nicht im Gelände testet – denn dafür ist sie nicht gemacht.

Auch der Compass der dritten Generation hat in der Einstiegsvariante nur Frontantrieb. Es gibt ihn aber auch mit Allrad. Dennoch kann man dem 4,55 Meter langen Auto abseits der Straße mehr zutrauen als seinen Wettbewerbern im Segment der C-SUV. Rampenwinkel – also die Fähigkeit, ohne beschädigte Stoßstangen Böschungen zu erklimmen – und Wattiefe – immerhin fast ein halber Meter – sind beachtlich.

Man könnte also den Compass in schweres Terrain entführen. Denn dieser Jeep soll wirklich einer sein. Schließlich gehört das zur DNA der Marke, seit die ersten Jeeps mit amerikanischen GIs an Bord im Zweiten Weltkrieg europäischen Boden betraten, 1943? ? in Süditalien. Und wie cool sahen die Amis aus in ihren offenen Jeeps! Noch lange nach dem Krieg wurden die kleinen Allradautos hier als zuverlässige Lastesel verwendet. In Italien ist Jeep nicht zuletzt deshalb sehr beliebt: Über 50.000 Modelle der Marke werden auf der Halbinsel dieses Jahr verkauft.

Die meisten davon werden im ehemaligen Fiat-Werk Melfi gebaut, 150 Kilometer von Neapel entfernt. So auch der Compass, der hier für den europäischen Markt, aber auch für Südostasien und Australien vom Band läuft. Seit 2014 ist Melfi, ursprünglich die Heimat des Fiat Punto, auch ein Jeep-Werk. 2,3 Millionen Fahrzeuge wurden dort seither gebaut. Das Einstiegsmodell, der kleine Renegade, steht in Italien praktisch an jeder Straßenecke.

Da Jeep und Fiat zum weltumspannenden Stellantis-Konzern gehören, steht der neue Compass auf der STLA-Medium-Plattform des Konzerns – wie auch der Opel Grandland. Wie dieser kann der Compass mit drei Antriebskonzepten angeboten werden: als milder Hybrid, Plug-in-Hybrid oder rein elektrisch mit Batterieantrieb. In Melfi ist man stolz auf diese Flexibilität. Auch die Batterie der Elektroversionen wird dort montiert. Ein Laser schweißt das Gehäuse zusammen, in dem die Module sitzen. Die Zellen dazu kommen aus Frankreich.

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Produktion des Jeep Compass im Stellantis-Werk Melfi.

Bis zu 650 Kilometer Reichweite verspricht Jeep für den Elektro-Compass. 375 PS (276 kW) mit Allradantrieb leisten die beiden Motoren an Vorder- und Hinterachse zusammen. Das Einstiegsmodell des Compass ist ein Verbrenner mit 143 PS (105 kW) starkem Dreizylinder, der nur sporadisch von einem Elektromotor unterstützt wird. Der Plug-in-Hybrid, der nächstes Jahr auf den Markt kommt, soll 195 PS (143 kW) haben und bis zu 95 Kilometer elektrisch fahren.

Verbrenner und BEV des Compass sind noch in diesem Jahr beim Handel. Rund 40.000 Euro soll der Compass mit Verbrenner kosten, 48.000 Euro der Stromer. Gegen Aufpreis ist automatisiertes Fahren auf Level 2 zu haben. Das heißt, der Fahrer kann eine Zeit lang die Hände vom Steuer nehmen, Kolonnenfahrten auf der Autobahn oder das Ein- und Ausparken dem Compass überlassen.

Die Jeep-Designer haben die klassischen sieben Kühlerschlitze der Marke modern interpretiert. Sie tauchen hier als glänzend schwarze Elemente auf. Durch die umlaufenden Fensterflächen wirkt das Dach wie frei schwebend, was vor allem bei der Zweifarblackierung auffällt. Der untere Teil der Stoßfänger, die in Melfi in der eigenen Kunststoffpresse selbst hergestellt werden, besteht aus kratzfestem, durchgefärbtem Material. Damit wird nicht jede Begegnung mit einem Busch – oder Einkaufswagen – zum teuren Lackschaden.

Auf die Kunststoffverarbeitung sind sie in Melfi besonders stolz. Unter 3500 bar Druck wird das geschmolzene Granulat in riesige Formen gepresst. Der Armaturenträger ist mit weichem Kunstleder bezogen. Ein Roboter bringt noch eine Ziernaht an – was besonders hochwertig wirkt.
160.000 Autos kann das Werk Melfi im Zweischichtbetrieb im Jahr bauen. Derzeit ist aber nur eine Schicht mit dem Jeep Renegade und dem verwandten Fiat 500 X beschäftigt. Das soll sich mit dem neuen Modell ändern. Schließlich ist in Europa jedes vierte verkaufte Auto ein SUV im C-Segment – wie der Compass. (aum)(Foto: Stellantis via aum)

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