Zwei Ziele standen im Mittelpunkt der Entwicklung des neuen Modells: Weniger Gewicht und mehr Annehmlichkeiten. Beides hat direkt miteinander zu tun, denn wer zum Beispiel die dritte und vierte Sitzreihe mittels Knopfdruck umlegen oder wieder aufrichten will, nutzt dazu elektrische Stellmotoren. Einzeln wiegen die nicht viel, aber ein voll ausgestatteter Discovery braucht nicht nur mehrere Dutzend davon plus entsprechender Verdrahtung.
Um „Luft“ für geschätzte Extras wie Panoramadach (75 kg) oder Anhängerkupplung (ca. 50 kg) zu bekommen, musste die Rohkarosserie abspecken. Rund 85 Prozent bestehen aus Aluminium, gegenüber dem Vorgänger hat sie mehr als 450 Kilogramm verloren, sagt Land Rover. Allerdings wiegt ein gut ausstaffierter „Disco“ mit sieben Sitzen immer noch etwa 2,3 Tonnen, und die wollen angemessen in Bewegung gesetzt werden.
Nur ein winziger Teil des Volumens – im vergangenen Jahr brachte die Marke 22 800 Autos in Deutschland neu in den Verkehr – wird auf den Drei-Liter-Benziner entfallen, der 250 kW / 340 PS abgibt.
Zwar kann der Vierzylinder auch 500 Newtonmeter mobilisieren, doch lässt man ihm allzu oft die Zügel frei, wird niemand mit den auf dem Prüfstand ermittelten 6,3 Litern je 100 Kilometer nicht auszukommen sein.
Gleiches gilt für den V6-Diesel, der mit einem Prospektwert von 7,2 Litern ebenfalls gute Miene macht, doch in der Praxis, vor allem bei gelegentlichen Ausflügen ins Gelände, dürften neun Liter realistischer sein.
Als vor 28 Jahren der erste „Disco“ auf der Bildfläche erschien, war keineswegs sicher, dass mehr als eine Million Kunden weltweit sich für den größten, aber auch vielseitigsten Offroader unter dem Land-Rover-Logo entschieden würden. Heute profitiert auch der britische Geländewagen-Spezialist vom globalen SUV-Boom. Das Geschäft habe sich seit 2010 „dramatisch verändert“ sagt Deutschland-Geschäftsführer Peter Modelhart, der sich in seinem Zuständigkeitsbereich über anhaltend zweistellige Zuwachsraten freuen kann.
Der Aufbau verjüngt sich zum Heck hin, was den vorderen Teil des Fahrzeugs noch kraftvoller erscheinen lässt. Nur bei der Rückansicht scheint die Designer der Mut verlassen zu haben. Elemente, die optische Breite vermitteln, fehlen. Vor der Beliebigkeit des Anblicks schützt nur der waagerechte Knick im Blech der nunmehr einteiligen Klappe, der ebenso wie das nach links versetzte Nummernschild als Reverenz an die dritte und vierte Modellgeneration des Discoverys verstanden werden will.
Starke Akzente aus horizontalen und vertikalen Linien prägen das Cockpit, für dessen Aufgeräumtheit das Wort „Strenge“ fast zu schwach ist. Als kantiger Typ hat der Discovery Karriere gemacht und den sollen die Kunden trotz aller Aufwertung von Ambiente und Materialien wiederfinden.
Die komfortable Atmosphäre, die gute Verarbeitung und die edlen Materialien lassen Kunden gern über Eigenheiten hinwegsehen, die sie bereits bei vorangegangenen Modellen entdeckt haben. Dazu gehören die fehlende Guthöhenverstellung und die eigenwillige Platzierung der Tasten für die elektrische Scheibenbedienung. Eine Verbesserung gegenüber früheren Generationen verspricht das Navigationssystem In-Control-Touch Pro, das ab der Ausstattungslinie HSE serienmäßig an Bord ist. Es ermöglicht zum Beispiel die Tür-zu-Tür-Navigation, bei der ein gekoppeltes Smartphone auf den zu Fuß zurückgelegten letzten Metern bis zum Ziel die Routenführung übernimmt.
Dem mit 1,18 Meter auffällig langen hinteren Überhang ist es zu verdanken, das die Beinfreiheit in der dritten Reihe akzeptabel ist, in der zweiten wird sie dadurch erkauft, dass die Sitzpolster um fünf Zentimeter kürzer sind als die der Sessel in der ersten Reihe.
Die so genannte Kino-Bestuhlung, nach der jede Sitzreihe einige Zentimeter höher montiert ist als die davor liegende, sorgt für gutes Sicht- und Raumgefühl. Werden die Türen geöffnet, senkt sich ein mit Luftfederung ausgestatteter Discovery (für Vierzylinder +1615 Euro) um 40 Millimeter ab und erleichtert den Passagieren so den Zustieg. Die im Normalfall 80 cm hohe Ladekante an der Heckklappe kann ebenfalls per Absenkautomatik auf 74 Zentimeter gedrückt werden.
Allradantrieb allein ist bekanntlich noch kein Garant für unbedingte Geländetauglichkeit. Zwar bietet Land Rover inzwischen auch Fahrzeuge mit Frontantrieb an, beim Discovery will man sich aber keine Kompromisse abhandeln lassen.
Geht es in schwieriges Gelände, ist die Offroadsteuerung All-Terrain Progress Control (ATPC) ein praktischer Helfer. Wie eine herkömmliche Geschwindigkeitsregelung hält sie eine vorher eingestellte Geschwindigkeit selbsttätig, auch geringes Tempo zum Bewältigen schwieriger Offroad-Passagen.
Beim Anfahren auf glattem Untergrund erweist sich das System ebenfalls als nützlich. So, als bedürfte es eines Beweises, dass Fähigkeiten wie beim Discovery unverzichtbar sind, wirbt die Firma neuerdings mit dem Hinweis, dass „nur 0,021 Prozent der Erdoberfläche aus Asphalt bestehen“. Bekannter Maßen bestehen gleichzeitig 70 Prozent der Erdoberfläche aus Wasser, aber auch dafür hatten findige Land-Rover-Experten schon einmal einen „Disco“ fit gemacht. (Axel F. Busse)(Fotos: Land Rover)
Maße (Länge x Breite x Höhe in m): 4,97 x 2,10 x 1,85
Radstand (m): 2,92
Motor: V6-Turbodieselmotor, 2993 ccm
Leistung: 190 kW / 258 PS bei 3750
Maximales Drehmoment: 600 Nm bei 1750 – 2250 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 209 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,1 Sek.
Verbrauch (EU-Norm): 7,2 L/100 km
Leergewicht / Zuladung: min. 2298 kg / max 942 kg
Gepäckraum: 258 L (7-Sitzer) bis 2500 Liter
Wendekreis: 12,7 m
Basispreis: 58 800 Euro
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