Die 4,6 Meter lange Limousine schert sich alleine beim äußeren Auftritt einen feuchten Kehricht um geschmacksorientierte, gar dezente Aspekte. Mit seinen Hutzen, Schwellern und nicht zuletzt einem Flügelwerk auf dem Heck, das auch einen Großraumjet in die Lüfte heben könnte, wäre sein umgekehrtes Flügelprofil nicht darauf abgerichtet, die Hinterachse kräftig auf die Piste zu pressen. Mächtige schwarze 18-Zöller mit breiten Niederquerschnittsreifen vom Format 245/40 R 18 und dicke Brembo-Bremsen vervollständigen den Look, der die Sportlimousine eher in Richtung Muckibude rückt als vor den Aero-Club.
Den WRX-Gedanken hat sich Subaru bis heute bewahrt. Er ist einfach Kult geworden. Auch wenn die Rallye-WM heute nicht mehr mit Lorbeer winkt. Die aktuelle Ausgabe beschwört unverdrossen diese Vergangenheit und pfeift auf die Zukunft. Siehe Outfit. Aber auch technisch ist so vieles beim guten Alten geblieben. Ein Vierzylinder-Turbo beispielsweise, der lange Luft holen muss, damit sein Lader richtig Druck aufbaut und dann ab 3000 Touren losschnalzt, dass die Arme am dicken Ledervolant lang werden. Das geht tatsächlich auch mit 221 kW / 300 PS. Was gegen 280 kW /381 PS, die Mercedes mit dem AMG A45 bei den Kompakten heute als Spitzenleistung aufruft, schon fast im Mittelfeld des Autoquartetts zurückfällt.
Stabilitätskontrolle, Motormanagement und ABS greifen dann entsprechend spät ein, wenn das Fahrzeug instabil wird. Und somit lässt es sich nach Herzenslust über alle vier Räder driften und die Physik mit lustvoller Quertreiberei veräppeln. In diesen Momenten lockt der WRX mit einem fahrerischen Spaßpotential, das heute schon fast anrüchig ist. Von Gutmenschen voller Verachtung in die Ecke schwerer Zigarren und lässig angebratener T-Bone-Steaks gedrängt. Wer sich zu diesem Spaß vorbehaltlos bekennen möchte, den bremsen vielleicht die 45 900 Euro, die Subaru für den WRX STI in der Ausstattung „Sport“ aufruft.
Polarisierend wie das ganze Auto gestaltet sich auch der Alltag mit dem metallic-blauen Flügelstürmer. Da ist genug Platz im Fond und im Gepäckabteil, um auch weit in den Urlaub zu tuckern. Da wären gut ablesbare Armaturen, praktische Ablagen und viel Kunststoff in schwarz. Die Rolle des Jedermann stößt jedoch an die Grenzen, wenn der Fahrer die 1,8 Meter überschreitet und wegen der kurzen und zu gering verstellbaren Sitzfläche keine auf Dauer entspannte Position findet. Gegen die straffe Fahrwerksabstimmung wäre im Prinzip nichts zu sagen, doch das Nachwippen bei jeder kurzen Welle formuliert früher oder später die Frage, ob das dem Gebiss auf Dauer gut tut.
Unterm Strich bleibt das Resümee, einen der letzten automobilen Exzentriker erlebt zu haben. Kompromisse ignoriert der WRX STI mit der gleichen Grandezza, wie die Meinung der breiten Öffentlichkeit. Zu den eigenständigen Lebensgewohnheiten gehört sicher auch das Konsumverhalten an Superplus, das für Verbräuche unter zwölf Liter eigentlich eine Verzichtserklärung zur Unterschrift vorlegen muss. Für einen Sportwagen ist das Auto zu sehr Limousine, für eine Premium-Sportlimousine zu sehr Brot- und Butter-Auto. Porsche, M, AMG und Quattro versteckt wegen des Subarus nicht eure Pretiosen! Der WRX ist keine Gefahr, auch wenn er in der Liga der Schönen und Starken das ultimative Schnäppchen verkörpert.
Der Subaru pfeift auf jeden Mainstream, was 18 Verkäufe im August und 101 in den ersten acht Monaten des Jahres unterstreichen. Wir sollten den WRX STI dennoch auf Händen tragen, pflegen und hegen. Schon um unseren elektro- und/oder Wasserstoff motorisierten Kindern und Enkel dereinst in 30 Jahren demonstrieren zu können, wie wunderbar sinnlich und bekloppt das Autofahren zu Beginn dieses Jahrtausends noch sein durfte. (Thomas Lang/ampnet)(Fotos: Auto-Medienportal.Net/Subaru)
Technische Daten Subaru WRX STI Sport
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