Chrysler ist verkauft – was wird aus Jeep?

Cerberus übernimmt 80 Prozent von Chrysler

ar – 14. Mai 2007. Eine Tochtergesellschaft des US-Investors Cerberus übernimmt 80,1 Prozent am US-Autobauer Chrysler. Das teilte DaimlerChrysler heute (14. Mai) in einer Ad-hoc-Mitteilung mit. DaimlerChrysler behält 19,9 Prozent der Anteile, die Verpflichtungen für Pensionen und Gesundheitskosten verbleiben bei Chrysler. Das Ergebnis wird dem Unternehmen zufolge in einer Bandbreite von drei bis vier Milliarden Euro belastet. Weitere Einzelheiten will DaimlerChrysler in einer Pressekonferenz um 14 Uhr mitteilen. Das Unternehmen soll künftig unter dem Namen Daimler AG firmieren.

Die Transaktion, deren Abschluss für das dritte Quartal angestrebt wird, muss noch von den Kartellbehörden und dem DaimlerChrysler-Aufsichtsrat genehmigt werden. DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche sagte zur Neuausrichtung der DaimlerChrysler AG: „Wir wollen der weltweit führende Hersteller von Premium-Fahrzeugen und Premium-Services sein – in jedem Marktsegment, in dem wir tätig sind.“ Cerberus Capital Management-Chairman John Snow bekräftigte, das er eine Zukunft für Chrysler sieht: „Cerberus glaubt an die Kraft der verarbeitenden Industrie der USA und an die US-Autoindustrie. Aber am wichtigsten ist: Wir glauben an Chrysler.“

Für den Anteil von 80,1 Prozent an der zukünftigen Chrysler Holding LLC wird eine Tochtergesellschaft des Private Equity-Unternehmen Cerberus Capital Management eine Einlage von 5,5 Milliarden Euro (7,4 Milliarden US-Dollar) leisten. DaimlerChrysler wird an der neuen Gesellschaft mit 19,9 Prozent beteiligt sein. Die Chrysler Holding LLC hält jeweils 100 Prozent an der zukünftigen Chrysler Corporation LLC, die das Fahrzeuggeschäft für die Marken Chrysler, Jeep und Dodge betreibt, und an der zukünftigen Chrysler Financial Services LLC, die das dazu gehörige Finanzdienstleistungsgeschäft im NAFTA-Raum wahrnimmt.

Von den 5,5 Milliarden Euro fließen 3,7 Milliarden Euro in das Industriegeschäft (Chrysler Corporation LLC) und 0,8 Milliarden Euro in das Finanzdienstleistungsgeschäft, um die jeweilige Eigenkapitalbasis zu stärken. Den Differenzbetrag in Höhe von 1,0 Milliarden Euro erhält DaimlerChrysler. Gleichzeitig gewährt DaimlerChrysler ein Darlehen in Höhe von 0,3 Milliarden Euro an die Chrysler Corporation LLC.

Der Vertrag sieht vor, dass DaimlerChrysler das Industriegeschäft der Chrysler Group zum Closing komplett schuldenfrei übergibt. Aufgrund des erwarteten negativen Cash Flow der Chrysler Group in Verbindung mit ihrem Restrukturierungsplan wird für DaimlerChrysler bis zum Closing hieraus eine Cash-Belastung von insgesamt 1,2 Milliarden Euro entstehen. Per Saldo ergibt sich somit für DaimlerChrysler eine Cash-Belastung von 0,5 Milliarden Euro. Darüber hinaus wird DaimlerChrysler im Zusammenhang mit der Transaktion langfristige Schulden der Chrysler Group ablösen. Daraus entstehen Vorfälligkeitsentschädigungen in Höhe von ca. 650 Millionen Euro, die von DaimlerChrysler zu tragen sind. Außerdem fallen die üblichen Transaktionskosten an.

Die finanziellen Verpflichtungen der Chrysler Group für Pensionen und Gesundheitsfürsorge gegenüber ihren Mitarbeitern und den Beschäftigten des Finanzdienstleistungsgeschäfts, das der Chrysler Group zugeordnet ist, verbleiben bei den Chrysler-Unternehmen. Momentan besteht für die Pensionspläne eine deutliche Überdeckung.

Insgesamt ergeben sich beim Net Profit auf Basis von IFRS im Jahr 2007 nach vorläufigen Schätzungen Belastungen in einer Bandbreite von drei bis vier Milliarden Euro. Die Beteiligung der DaimlerChrysler AG in Höhe von 19,9 Prozent an der zukünftigen Chrysler Holding LLC wird nach dem Closing auf Basis der „at equity“-Methode in das Segment Van, Bus, Other einbezogen. DC-Vorstand Zetsche: „Wir sind davon überzeugt, eine Lösung gefunden zu haben, die insgesamt den größten Wert schafft – für Daimler und für Chrysler. Mit dieser Transaktion haben wir die Voraussetzungen für einen neuen Start für Chrysler und für Daimler geschaffen.“

Bestehende Projekte von Chrysler mit der Mercedes Car Group werden fortgeführt, zum Beispiel in der Entwicklung von konventionellen und alternativen Antrieben, im Einkauf, im Vertrieb sowie bei Financial Services außerhalb Nordamerikas. Darüber hinaus wird ein „Joint Automotive Council“ gegründet, in dem Vertreter beider Seiten die Potenziale neuer und laufender Projekte bewerten und entscheiden. Geleitet wird dieses Gremium von Vorstandsmitgliedern beider Firmen.

Aufgrund der neuen Konzernstruktur soll die DaimlerChrysler AG in Daimler AG umbenannt werden. Darüber sollen die Aktionäre voraussichtlich im Herbst 2007 in einer außerordentlichen Hauptversammlung entscheiden. Der Vorstand des neuen Unternehmens wird auf sechs Mitglieder verkleinert. Tom LaSorda, Eric Ridenour und Tom Sidlik werden den Konzernvorstand verlassen. Ein eigenständiges Vorstandsressort für Einkauf entfällt in der neuen Daimler AG. Die Einkaufsthemen werden künftig zwischen den Geschäftsfeldern direkt koordiniert. Im Vorstand übernimmt Bodo Uebber zusätzlich die Gesamtverantwortung für den Einkauf. (ar/os)(autodino/autoreporter)

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